
Weihnachtsmarkt, Restaurant, Shopping-Tour oder Wochenmarkt: Fast überall habe ich schonmal Hunde gesehen, die in diesen Situationen komplett ängstlich und überfordert waren. Daher stellt sich die Frage: Muss ein Hund wirklich überall mit dabei sein?
Es gibt sicherlich gute Gründe, warum manche Leute ihren Vierbeiner überall mit dabei haben. Vielleicht kann der Hund einfach nicht alleine sein. An und für sich ist das ja auch nicht schlimm. Im Gegenteil, es ist ja sogar gut, wenn der Hund so wenig wie möglich alleine sein muss. Doch wie so oft im Leben folgt auch jetzt ein großes „Aber“. Denn manche Orte sind für Hunde in meinen Augen einfach unzumutbar. Sei es aufgrund von Lärm, Gedränge, Gerüchen oder im schlimmsten Fall eine Kombination aus allem. Warum ich das so sehe, und wie ich es mit Filou handhabe, werde ich im Folgenden erklären.
Machen wir doch mal ein kleines Gedankenexperiment: Stellt Euch vor, ihr seid ungefähr so groß, wie ein Mops. In Eurem Sichtfeld befinden sich also überwiegend Beine. Nun stellt Euch vor, ihr seid auf einem Weihnachtsmarkt – überall fremde Leute, laute Geräusch („Last Christmas“ tönt von jedem Glühweinstand), es gibt bunte, blinkende Lichter und an jeder Ecke riecht es unwiderstehlich. Auf der einen Seite wollt ihr alles entdecken, auf der anderen Seite ist Euch alles zu viel. Und selbst wenn ihr weglaufen wollt, könnt ihr es nicht. Denn Euer Mensch hat Euch immer stramm an der Leine und zerrt Euch hinter sich her, in eine Richtung, die ihr nicht kennt und an einen Ort, den ihr nicht sehen könnt. Denn es ist dunkel und vor Euren Augen sind, wie gesagt, nur Beine. Keine sonderlich schöne Vorstellung, oder?
Manchmal ist so ein Perspektivenwechsel gar nicht mal schlecht. Denn viel zu oft denken wir nur daran, was für uns am schönsten und praktischsten ist. Unsere Vierbeiner haben einfach nur zu folgen – und sie können sich ja sowieso nur in den seltensten Fällen wehren.
Sicherlich ist es gut, wenn Hunde so wenig wie möglich alleine sind, aber ich denke, man sollte immer abwägen, was für die Fellnasen den wenigsten Stress bedeutet. Sind ein paar Stunden alleine daheim wirklich schlimmer als ein Abend auf dem Weihnachtsmarkt im Gedränge? Oder stundenlanges Verharren unter dem Tisch im Restaurant?
Ein Leben mit Hund bedeutet Kompromisse
Als ich Filou adoptiert habe, hatte ich mir geschworen, dass ich den Kleinen so wenig wie möglich alleine lassen werde. Deshalb war es mir auch wichtig, dass ich ihn mit ins Büro bringen kann, denn für mich ist es nicht nachvollziehbar, wieso sich Leute einen Hund holen, wenn dieser tagsüber bis zu acht Stunden alleine in der Wohnung bleiben muss.
Rein zur Übung bin ich mit ihm auch ab und zu in die Stadt gegangen, aber nie länger als nötig, denn Filou ist ein überaus sensibler Hund und ist dementsprechend schnell gestresst. Und mal ehrlich: Mit einem gestressten Vierbeiner an der Leine wird der Bummel durch die Stadt schnell zum Spießrutenlauf – da hat am Ende keiner gewonnen.
Natürlich gibt es manchmal Tage, an denen es sich einfach nicht vermeiden lässt, dass Filou nach der Arbeit mal alleine ist. Vor allem, wenn ich einen Termin habe und mein Partner auch. Aber selbst dann achten wir darauf, dass aller spätestens nach vier Stunden einer von uns beiden wieder nach Hause zum Hund geht.
Für gemeinsame Abende mit Freunden, Restaurantbesuche oder ähnliches gilt dasselbe: Entweder einer von uns bleibt beim Hund, oder einer bzw. beide von uns gehen nach einer bestimmten Zeit nach Hause. Das war Anfangs zwar eine Umstellung, aber es ist ja auch logisch, dass ein Hund das eigene Leben komplett auf den Kopf stellt. Man ist nunmal nicht mehr länger nur für sich selbst verantwortlich, sondern auch für ein weiteres Lebewesen.
Sicherlich wäre es leichter, wenn ich Filou einfach überall mit hinnehmen würde. Ich müsste nicht früher von einem Treffen weg, oder gar absagen. Ich müsste auch nicht immer sagen „Ich komm später, weil ich erst noch nach Hause und den Hund füttern muss“. Ich müsste auch weniger planen: Wann ist mein Partner abends zu Hause? Kann er nach Filou schauen? Überschneiden sich Termine? Doch wenn ich dann in einem Restaurant sitze, oder durch die Stadt laufe und Hunde sehe, die offensichtlich überfordert mit der Situation sind, weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe.
Das Wohlbefinden des Hundes steht an erster Stelle
Andereseits gibt es auch manchmal Tage, an denen Filou einfach nicht drum rum kommt, mit mir noch schnell in die Stadt zu flitzen. Einfach weil es zeitlich nicht möglich wäre, ihn vorher noch heimzubringen. Aber wenn wir dann nach Hause kommen, merke ich, dass selbst dieser kurze „Ausflug“ für ihn schon zu viel war. Die ganzen Leute und auch die anderen Hunde überfordern ihn.
Bestimmt gibt es Hundebesitzer die sagen, ihr Hund ist ein erprobter Stadthund und den kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen. Egal ob überfüllte Busse oder Gedränge auf dem Wochenmarkt. Das mag vielleicht sogar stimmen. Wenn ein Hund das alles von klein auf lernt, ist es sicherlich nicht mehr so problematisch. Doch bei all dem sollte man niemals vergessen, dass der Hund in solchen Situationen nicht einfach nur „Beiwerk“ ist und eben zu folgen hat, egal wohin sein Mensch mit ihm geht. Und man sollte sich stets fragen: Ist es wirklich nötig und wichtig, dass mich mein Hund begleitet oder ist es einfach nur Bequemlichkeit?
In gewisserweise ist ein Hund in dieser Hinsicht wie ein Kind: Frischgebackene Eltern oder auch Eltern von Kleinkindern können auch nicht länger auf jeder Hochzeit tanzen, bzw. bemühen sich um einen Babysitter, bevor sie ihr wenige Monate altes Baby abends um 20 Uhr mit auf den Weihnachtsmarkt nehmen. Eine Mutter, die angetrunken einen Kinderwagen über den Weihnachtsmarkt schieben würde, würde garantiert ungläubige Blicke und einige Kommentare ernten. Aber egal ob Kind im Baggy oder Mops an der Leine – die Unverantwortlichkeit bleibt in meinen Augen dieselbe.
Fazit Bei diesem Thema gibt es viele Grauzonen. Manchmal lässt es sich einfach nicht anders regeln, dass Fiffi mit in die Stadt oder ins Restaurant kommt. ABER bevor ich meinen Hund einfach gedankenlos überall mitnehme, ohne vorher die Alternativen zu überdenken, sollte ich mich vielleicht mal in seine Lage versetzen. Stichwort Perspektivenwechsel. Ein Hund hat Einfluss auf das eigene Leben – und das ist auch gut so.
Außerdem gibt es in meinen Augen Situationen, in denen ein Hund absolut nichts zu suchen hat. Nämlich auf dem oben oft erwähnten Weihnachts- oder auch Wochenmarkt. Nicht nur das Gedränge und der Lärm macht dem Vierbeiner zu schaffen, sondern an jeder Ecke könnte er auch unbemerkt etwas Essbares vom Boden aufsammeln, was ihm schaden könnte. Da geht es auch einfach um die Sicherheit der Fellnase. Und die hat an erster Stelle zu stehen