
Bald ist es wieder soweit: Das Jahr geht zu Ende und das muss natürlich lautstark gefeiert werden. Einigen Hundehalter*innen graut es aber jetzt schon davor, denn viele Hunde leiden an Geräuschangst. Daher gibt es hier ein paar Tipps, wie der Silvesterabend auch für den Vierbeiner einigermaßen ruhig abläuft.
Zu Beginn möchte ich gerne erwähnen, dass ein Training bei richtiger Geräuschangst am besten schon im Januar begonnen werden sollte – und bitte angeleitet von einer geschulten Hundetrainerin oder einem geschulten Hundetrainer. Dabei gilt es zu bedenken, dass man eine richtige Angst nie komplett löschen kann. Man kann dem Hund nur beibringen, gelassener damit umzugehen.
Wenige Wochen vor Silvester ist dies allerdings nicht mehr möglich, denn so ein Training braucht viel Zeit und Geduld. Was Hundehalter*innen jetzt aber noch tun können ist, Maßnahmen zu ergreifen, damit der Silvesterabend für den Vierbeiner trotz allem einigermaßen entspannt abläuft.
Und diese Maßnahmen sollten nicht erst am 31. Dezember ergriffen werden. Denn wie wir alle wissen, gibt es schon einige Wochen vorher die ersten Leute, die Feuerwerkskörper zünden. Nun stelle man sich vor, man ist mit seinem geräuschempfindlichen Hund im Freilauf unterwegs und in der Nähe wird ein Böller gezündet. Der Hund erschrickt sich und läuft weg – totaler Albtraum.
Daher gilt: Bereits ein bis zwei Wochen vor Silvester (und auch noch eine Tage danach), den Hund draußen immer mit einer (Schlepp-)leine absichern und ihm idealerweise ein Sicherheitsgeschirr anlegen.
Außerdem empfiehlt sich der Kauf von einem GPS-Tracker. Sollte der schlimmste Fall eintreten, und der Hund läuft trotz allen Vorkehrungen weg, kann man ihn damit zumindest zuverlässig orten.
Ansonsten gilt für Spaziergänge zu dieser Zeit: Ruhig bleiben, dem Hund Sicherheit vermitteln und selbst nicht in Panik verfallen, wenn eben mal ein Böller oder eine Rakete gezündet wird.
Für den Hund da sein, aber ihn nicht bemitleiden
Lange Zeit ist man ja leider davon ausgegangen, dass man einen ängstlichen Hund ignorieren soll, damit seine Angst nicht verstärkt wird. Das wurde mittlerweile zum Glück wissenschaftlich widerlegt. Denn man kann ein negatives Gefühl durch positiven Zuspruch nicht verstärken. Im Gegenteil: Wenn ein ängstlicher Hund die Nähe seiner Menschen sucht, setzt der Körperkontakt Glückshormone frei, die die Angst senken. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass man den Hund nicht bemitleidet. Natürlich bricht es einem das Herz, wenn der eigene Hund Angst hat, aber umso wichtiger ist es in solchen Situationen, dass man selbst souverän bleibt und den Hund nicht durch überschwängliches oder abnormales Verhalten noch zusätzlich verunsichert.
Rückzugsorte schaffen
Viele Hunde suchen an Silvester von sich aus schon abgedunkelte Orte auf. Einige verziehen sich ins Badezimmer, andere kriechen unters Bett oder Sofa. Sollte Euer Vierbeiner so ein Verhalten zeigen, dann lasst ihn einfach. Zerrt ihn nicht raus oder zwingt ihn, neben Euch auf dem Sofa zu liegen.
Was auch helfen kann ist, wenn man seine Box (sollte er eine haben) entsprechend präpariert. Legt eine Decke drüber, damit es schön dunkel ist und drapiert zusätzliche Kissen darin, um Geräusche abzudämpfen.
Mozart auf voller Lautstärke
Okay, vielleicht nicht auf voller Lautstärke, aber tatsächlich wirkt sich klassische Musik von Mozart und Haydn beruhigend auf unsere Hunde aus – Bach sollte man wohl eher meiden.
Daher ist es hilfreich, wenn man kurz vor Mitternacht die Fenster schließt und verdunkelt, um den Krach auszusperren und drinnen lieber Mozart oder Haydn aufdreht.
Lecken beruhigt
Babys nuckeln an ihrem eigenen Daumen, um besser einschlafen zu können und für unsere Hunde gilt in etwa dasselbe. Kauen und Lecken beruhigt einfach – daher sollte man sich das an Silvester ruhig zu nutze machen. Einfach einen Kong mit Nassfutter, Quark oder zerdrückter Banane füllen und dem Hund kurz vor Mitternacht anbieten. Sollte er keinen Kong mögen, kann man auch eine Leckmatte verwenden. Hauptsache der Hund ist lange mit Lecken beschäftigt, denn so ist er nicht nur abgelenkt, sondern der Silvesterlärm wird automatisch auch noch positiv verknüpft.
Bachblüten, CBD und Co.
Einige schwören drauf, für andere ist es kompletter Schwachsinn. Fakt ist: Es gibt nicht wirklich evidenzbasierte Daten, dass Bachblüten oder CBD bei Geräuschangst helfen – aber es gibt einige überzeugende Erfahrungsberichte. Am Ende des Tages schadet man seinem Hund auf jeden Fall nicht, wenn man ihm diese Mittel gibt. Man sollte allerdings bedenken, dass man sowohl Bachblüten, als auch CBD-Produkte bereits zwei Wochen vor Silvester täglich verabreichen sollte, damit sie ihre volle Wirkung aufbauen können.
Anders verhält es sich bei sogenannten „Rescue Tropfen“. Diese kann man im Akut-Fall sofort geben, da sie höher dosiert sind.
Konditionierte Entspannung
Kann man Entspannung wirklich lernen? Ja tatsächlich, zumindest zu einem gewissen Grad. Dies gelingt am besten in Kombination mit einem entsprechenden Duft-Öl, das auch nachweislich stressreduzierend auf den Körper wirkt. Dafür eignen sich beispielsweise Lavendel– oder Zirben-Öl.
Und wie funktioniert das Ganze? Man nutzt einfach die Momente, in denen der Hund eh schon entspannt neben einem auf dem Sofa liegt und sich streicheln lässt. Nun macht man einfach eine Duftöl-Kerze an oder legt ein Wattepad in die Nähe des Hundes, auf das man zuvor den entsprechenden Duft getropft hat. So verknüpft der Hund den Duft mit dem Gefühl der Entspannung und Nähe.
Das macht man jeden Tag für etwa 5-10 Minuten für mehrere Wochen und am Ende wird sich der Hund schon automatisch entspannen, wenn er den entsprechenden Duft in der Nase hat.
Obacht: Man muss den Duft nach einer gewissen Zeit wieder neu „aufladen“. Also alle oben genannten Schritte wiederholen, damit der Hund ihn wieder mit absoluter Entspannung verknüpft.
Eine genaue Anleitung zur Duft-Konditionierung findet ihr hier.
Eierlikör? Eierlikör!
Ja, Alkohol ist giftig für Hunde. Ja, aber nur in bestimmten Mengen. Daher ist es völlig unbedenklich, wenn man seinem Hund am Silvesterabend zur Beruhigung einen Tee- oder Esslöffel Eierlikör anbietet. Auf den Vierbeiner wirkt sich diese Menge ungefähr so aus, wie auf uns ein halbes Glas Sekt – wir sind nicht besoffen, sondern leicht erheitert und dadurch entspannter.
Aber bitte nutzt dafür nur handelsüblichen Eierlikör und keinen selbstgebrannten, da dieser meist mehr Alkohol enthält. Wieviel Euer Hund tatsächlich benötigt, könnt ihr hier nachlesen.
Fazit: Es gibt einige Möglichkeiten, wie man den Silvesterabend für seinen Hund entspannter gestalten kann. Schlussendlich muss jedes Mensch-Hund-Team für sich entscheiden, welche Option für sie die Beste ist. Am Ende gilt aber: Es handelt sich hier nur um reine Management-Maßnahmen – diese ersetzen kein richtiges Training, wenn der eigene Hund wirklich an Geräuschangst leidet. Daher sollte über kurz oder lang ein*e Hundetrainer*in aufgesucht werden.