Real Talk: Wie viel kostet ein Hund wirklich?

credits: Stephanie Becker

Sucht man im Internet danach, wieviel ein Hund kostet, wird einem meist angezeigt, wie teuer ein Welpe einer bestimmten Rasse ist. Oder es ist von monatlichen Futterkosten die Rede. Aber ist das schon alles? Definitiv nicht! Es gibt noch weitere Kostenpunkte, die eine Rolle spielen.

Vorab: Mir geht es nicht darum, dafür zu plädieren, dass sich nur „reiche“ Leute einen Hund zulegen. Das liegt mir fern. Mir ist es nur wichtig, dass man sich VOR dem Kauf eines Hundes ausreichend Gedanken darüber macht, was finanziell auf einen zukommt. Und damit meine ich eben nicht nur die laufenden Futterkosten – denn die kann man leicht reduzieren, indem man auf billigere Produkte umsteigt. Ob das wirklich Sinn der Sache ist, ist aber wieder ein anderes Thema …

Ein Hund bedeutet Verantwortung, und das über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Das bedeutet eben auch eine gewisse Weitsicht und Planung – vor allem im finanziellen Sinne.

Als ich Filou vor mehr als drei Jahren adoptiert habe, hat mir diese Weitsicht definitiv gefehlt. Ich hatte nur die monatlichen Futterkosten grob kalkuliert und mich schlau gemacht, wie hoch die Steuer bei uns ist – das dann ein Fehler war, sollte sich in den ersten Monaten zeigen.

Jeder Hund kann erkranken

Mein größter Fehler war, dass ich dem Irrglauben aufgesessen bin, Mischlinge seien gesünder als Rassehunde. Das stimmt so definitiv nicht. Natürlich gibt es bestimmte Rassehunde, die quasi schon krank auf die Welt kommen (alle brachyzephalen beispielsweise), aber genau so gibt es auch Mischlinge aus dem Tierschutz, die schon bestimmte gesundheitliche Vorerkrankungen haben. Bei Filou war dies der Fall.

Zum einen hat er eine Distichiasis, eine genetisch veranlagte Fehlstellung der Wimpern. Dabei wachsen einige am Lidrand nach innen und reizen dabei permanent das Auge. Man kann diese Wimpern zwar operativ entfernen, aber dieser Eingriff muss meist regelmäßig wiederholt werden, weil die Wimpern immer wieder nachwachsen.
Zum anderen leidet Filou unter Futtermittelunverträglichkeiten und einem generell empfindlichen Magen-Darm-Trakt. Daher benötigt er auch spezielles Futter, was ich damals bei meiner Kostenberechnung natürlich nicht bedacht hatte.

Das Ende vom Lied war, dass Filou alleine in seinen ersten sechs Monaten bei mir, Tierarztkosten von mehr als 500 Euro angesammelt hatte und sich seine monatlichen Futterkosten verdoppelt hatten.

Finanzielle Einsparungen muss man sich finanziell leisten können

Mir war es zum Glück ohne Probleme möglich, die Mehrkosten zu tragen – weil ich an anderer Seite sparen konnte. Weniger Essen gehen, weniger Zeug für mich bestellen etc. Aber was hätte ich gemacht, wenn ich schon an allen Ecken und Enden gespart hätte, damit ich mir einen Hund holen kann und dann reicht das Geld trotzdem nicht?
Klar, man kann Familie und Freunde um Hilfe bitten. Aber das ist nicht immer möglich und – wenn wir mal ehrlich sind – auch irgendwie unangenehm.
Heißt also im Klartext: Wenn man einen Hund halten möchte, sollte man einen finanziellen Puffer haben. Im Idealfall hat man eh schon einen, falls mal die Waschmaschine oder das Auto kaputt geht – aber wenn solche Gebrauchsgegenstände den Geist aufgeben, kann man sich in der Regel mit der Reparatur Zeit lassen oder auch auf Raten bezahlen. Bei einem gesundheitlichen Notfall beim Hund muss sofort gehandelt werden. Und die Rechnung bei der Tierklinik ist meist nicht (mehr) auf Raten bezahlbar.

Das mag jetzt alles ziemlich hart klingen. Aber so ist es eben. Natürlich kann sich dennoch jede*r der/die möchte einen Hund holen. Da gibt es ja keine klaren Vorschriften.
Dennoch bin ich kein Freund davon zu sagen, dass „Hunde für alle sind“. Sie sind auch nicht nur für reichen. Sie sind für Menschen, die bereit sind Verantwortung auf lange Sicht zu tragen und auch im Notfall für ihr Tier sorgen können.

Welche Kosten fallen den nun wirklich an?

Bei statista gab es mal einen interessanten Artikel, in dem grob ausgerechnet wurde, wieviele Kosten ein Hund während seines gesamten Lebens verursacht. Demnach kostet ein Yorkshire Terrier etwa 35000 Euro, was bei einer Lebenserwartung von 17 Jahren rund 170 Euro im Monat wären.
In der Kalkulation wurden folgende Kostenpunkte berücksichtigt: Anschaffung, Tierarzt, Versicherung, Futter, Zubehör, Steuer und Sonstiges (Urlaub, Hundeschule, etc).

Ich hab das mal auf Filou übertragen und bin auf folgende monatliche Kosten gekommen. Einmalig hat er mich bei der Anschaffung 300 Euro gekostet:

Futter: 74,5 Euro
Versicherung (Kranken-, OP- und Haftpflicht): 66,7 Euro
Tierarzt: die meisten Kosten übernimmt die Versicherung. Aber eben nicht alles, daher könnte man mit 10 Euro im Monat kalkulieren
Zubehör (Mäntel, Geschirr, Leinen): 5 Euro
Tractive: 12,5 Euro
Steuer: 8,3 Euro (wir zahlen 100 Euro jährlich)
Sonstiges (Urlaub, Plüschis, Snackis, Hundeschule): 40 Euro

Das macht monatliche Gesamtkosten von 217 Euro.

Deutlich mehr, als der Yorkshire Terrier in der Statistik. Und natürlich gibt es ein paar Stellschrauben, an denen man drehen kann. Nicht jeder Hund braucht einen Tractive und auch bei Sonstiges sowie Zubehör ist Spielraum nach unten. Sicherlich braucht auch nicht jeder Hund eine Kranken- oder OP-Versicherung. Aber solche Versicherungen sind im Ernstfall Gold Wert. Schnell ist es passiert, und der eigene Hund wird attackiert, frisst einen Giftköder oder wird krank. Da kommen gerne Mal Kosten von mehreren Tausend Euro zusammen, die dann aber von der Versicherung getragen werden …

Je nach Größe des Hundes, erhöhen sich natürlich auch die Futterkosten. Auch Geschirre, Halsbänder und Mäntel sind für größere Hunde teurer. Holt man sich eine bestimmte Rasse (brachyzephale), können gerne auch mal die Tierarzt-Kosten explodieren, weil bei ihnen leider bestimmte operative Eingriffe vorprogrammiert sind.
Und dann spielt natürlich auch noch das Alter eine Rolle. Hunde-Senioren kosten mehr, denn es fangen nicht nur die Wehwehchen an zuzunehmen, sie brauchen meist auch spezielles Futter und Behandlungen wie Physiotherapie.

Abschließend bleiben die monatlichen Kosten eben fast doch so hoch, wie bei Filou. Denn selbst wenn man an einer Ecke einspart, erhöht es sich wieder an der anderen.

PS: Beim Futter zu sparen ist für mich übrigens keine Option, denn billiges Futter hat eine schlechte Qualität, was sich auf lange Sicht negativ auf die Gesundheit des Hundes auswirkt. Sprich: Man spart zwar beim Futter, zahlt aber am Ende beim Tierarzt mehr.

Wie kann ich vorsorgen?

Für mich ist die Kranken – und OP-Versicherung eine gute Wahl. Man braucht nicht zwingend beides, für den Notfall reicht auch eine OP-Versicherung.
Außerdem habe ich für Filou ein eigenes Konto eingerichtet, auf das ich monatlich 15 Euro einzahle. Das ist nicht viel, aber es hat sich schon gut was angesammelt, denn dieses Geld wird wirklich nur für Filou genutzt.

Fazit: Ein Hund ist und bleibt teuer. Sicherlich können sich die monatlichen Kosten in der ersten Zeit niedrig halten, aber es kann eben immer was passieren – man hat es nicht in der Hand. Ich möchte hier auch nicht allzu pessimistisch klingen, aber „Was wäre wenn …“ sollte man sich beim Kauf eines Hundes einfach überlegen.
Denn am Ende geht es einzig und alleine um das Wohl des Hundes und nicht darum, unser eigenes Bedürfnis nach einem Haustier auf Biegen und Brechen zu erfüllen.



Kommentar verfassen