Entweder man liebt sie oder man hasst sie: Hundemäntel sind jedes Jahr aufs Neue ein Streitthema unter Hundebesitzer*innen. Auch ich war eine ganze Zeit lang contra, doch Filou hat meine Meinung dazu geändert. Wie das passiert ist und worauf Du beim Mantelkauf achten solltest, erfährst Du im Artikel
„Mensch, der Hund hat doch Fell“, dachte ich früher immer, wenn ich in der Stadt einen Vierbeiner mit Mäntelchen gesehen habe. Ich hab Hundemäntel immer als unnütz abgetan und gedacht, dass Herrchen oder Frauchen damit nur seinem Drang nachgeht, den Hund zu vermenschlichen. Doch seitdem mein polnischer Halbdackel bei mir eingezogen ist, hat sich meine Meinung gründlich geändert.
Zu Beginn war das Thema „Hundemantel“ bei uns gar kein Thema. Immerhin kam Filou Ende Mai zu mir, es war warm und der Winter noch in weiter Ferne. Doch bereits im Herbst merkte ich bei längeren Spaziergängen, dass die Nässe Filou unangenehm war. Er war nie ein großer Freund von Wasser, im Sommer möchte er nie baden und Regen ist auch nicht so sein Ding. Aber aufgrund seiner „tiefergelegten“ Statur (langer Körper, kurze Beine) wird er zwangsläufig sehr schnell am Bauch nass. Und da besitzt er leider nur sehr wenig und dünnes Fell.
Viel Fell bedeutet nicht automatisch viel Wärme
Wenn man Filou so sieht, könnte man meinen, dass er eine Mischung aus Hund und Löwe ist. Denn vor allem am Hals hat er wahnsinnig viel und dichtes Fell. Auch sein Hintern ist mit ziemlich viel Flausch gesegnet. Betrachte ich außerdem regelmäßig meine Wohnung und mein Sofa, zweifle ich daran, dass bei mir nur ein Hund und nicht drei wohnen – denn aus seinen Haaren könnte man gut und gerne einen komplett neuen Vierbeiner formen.
Logisch, dass ich da anfangs nicht daran gedacht habe, dass Filou im Winter einen Mantel bräuchte. Denn immerhin hat er ziemlich viel Fell – aber eben nicht an den entscheidenden Stellen.
Sein Bauch ist wie gesagt nur spärlich behaart und zudem aufgrund seiner dackelhaften Statur direkt über dem Boden. Er ist der Nässe und Kälte also stärker ausgesetzt.
Hundemantel: Funktionalität ist entscheidend
Je kälter es wurde, desto mehr merkte ich, dass ihm das Wetter zu schaffen machte. Zwar rannte er wie verrückt durch den Schnee, doch nur kurze Zeit später zitterte er und wollte nicht mehr weiter laufen. Also befasste ich mich erstmals mit dem Thema Hundemantel – und war schockiert und fasziniert zugleich, was es für ein breites Angebot gibt. Von püppchenhaften Designs (Stichwort Vermenschlichung) bis hin zu robusten Outdoor-Modellen war alles dabei. Auch preislich scheint es keine Grenze zu geben.
Für mich war wichtig, dass der Mantel seinen Zweck erfüllt: Filou sollte sich bei Kälte und Nässe draußen wieder wohlfühlen, ohne dabei in seiner Bewegung eingeschränkt zu sein und im Idealfall auch noch besser sichtbar sein, wenn es dunkel wird (Reflektoren). Ich wollte ihn in keiner Weise durch alberne Designs oder unnütze Features (Kapuze, Kordeln etc.) „bloßstellen“ oder im schlimmsten Fall in Gefahr bringen. Denn Kapuzen können beim Rennen leicht die Sicht einschränken oder so verrutschen, dass der Hund (je nach Körperbau) darüber stolpert. Schlussendlich habe ich mich für ein Modell von Hurrta entschieden. Es hat Reflektor-Streifen an der Seite, ist gefüttert und wasserundurchlässig. Perfekt also für die kalten Wintertage.
Außerdem besitzt Filou zusätzlich noch einen Regenmantel von derselben Marke. Dieses Exemplar ist nicht gefüttert, sodass er ihn auch an wärmeren Tagen tragen kann, sollte es mal regnen.
Seitdem er den Regenmantel hat, sind Spaziergänge bei Schietwetter wirklich erträglich geworden. Und warum sollte mein Hund gerne im Regen laufen, wenn ich mich mit einem Regenschirm davor schütze?
Hundemantel: Worauf sollte beim Kauf geachtet werden?
Wenn Du für Deinen Vierbeiner also wirklich einen alltagstauglichen und zweckdienlichen Mantel suchst, solltest Du meiner Meinung nach auf folgende Kriterien achten:
- Öffnung für Geschirr oder Halsband
- lässt sich problemlos anziehen, ohne dass der Hund seine Pfötchen zu sehr verrenken muss (ich persönlich mag Verschlüsse am Bauch lieber, als am Rücken)
- ist in der Größe leicht variabel (engt den Hund nicht ein)
- Material ist pflegeleicht und waschbar
- hat keine Features, die den Hund beim Rennen behindern können (Kordeln, auf die er treten kann oder eine Kapuze, die ihm ins Gesicht fällt)
- sitzt unterm Bauch so, dass der Hund noch problemlos pinkeln kann
- rutscht nicht während des Laufens
- sollte auch die Oberschenkel leicht bedecken und auf jeden Fall die empfindliche Nierengegend schütze
Bestell Dir zur Sicherheit gleich mehrere Modelle und vergleiche, wie diese sitzen. Oder lass Dich im Zoofachhandel beraten.
Es gibt zudem für bestimmte Hunderassen, wie Mops, Französische Bulldogge und Dackel spezielle Mantel-Modelle, da diese Hunde einen besonderen Körperbau haben.
Welche Hunde benötigen einen Hundemantel?
Es gibt unzählige Faktoren, die entscheiden, ob ein Mantel für einen Hund sinnvoll ist. Manche Rassen wie Weimaraner oder Dobermann haben einfach von Natur aus ein so kurzes Fell, dass Sie im Winter gar nicht ausreichend vor Kälte geschützt sind. Andere Hunde, die beispielsweise aus dem Tierschutz in Spanien o.ä. kommen, sind die Kälte bei uns gar nicht gewohnt und können damit anfangs auch Probleme haben.
Ein Sonderfall sind auch Hundesenioren oder kranke Tiere, da diese sowieso schon ein geschwächtes Immunsystem haben. Bei ihnen kann ein Mantel definitiv sinnvoll sein, um den Körper nicht noch zusätzlich zu belasten.
Schlussendlich sollte jede*r Halter*in selbst so verantwortungsbewusst sein, und den eigenen Hund genau beobachten.
Fängt der Vierbeiner schnell an zu zittern? Läuft er bei Kälte irgendwie gedrungen oder möchte gar nicht erst rausgehen? Das alles können Anzeichen dafür sein, dass ihm das Wetter nicht taugt.
Und da muss Dein Hund dann auch nicht durch. Und Du verweichlichst ihn auch nicht, wenn Du Dich um seine Gesundheit kümmerst. Denn vor allem kleine Hunderassen – wie Chihuahua oder Pinscher – sind der Kälte quasi schutzlos ausgeliefert. Und da muss es noch nicht mal Minusgrade haben. Temperaturen unter 10 Grad können für manche Hunderassen schon unangenehm sein. Man denke da nur an Windhunde wie Greyhounds oder Italienisches Windspiel. Ihnen fehlt zum Fell auch noch die schützende Fettschicht. Da wäre es unverantwortlich, diese Vierbeiner der Kälte einfach so auszusetzen.
Fazit: Beobachte und kenne Deinen Hund. Und vor allem: Hinterfrage Dich und Deine Ansichten zum Wohle Deines Hundes. Auch ich hätte mir vor vier Jahren nie vorstellen können, dass ich mal mit einem Hund spazieren gehe, der einen pinken Mantel trägt. Natürlich ist man vor blöden Sprüchen nicht gefeit – aber das sind wir Hundebesitzer*innen ja sowieso schon gewohnt.
PS: Auf keinen Fall sollte ein Mantel geholt werden, nur weil er süß aussieht. Ein Hund ist keine Puppe, die man nach Lust und Laune verkleiden kann.